Zum Abschluss der Reihe "Schönes am Mittwoch" noch einmal ein bekannter Beitrag. Consolation - Tröstung haben wir das Stück genannt. Und so soll es auch wirken.
Doch erst nach der Veröffentlichung im April habe ich bemerkt, dass beim Zitat von Madeleine Delbrel ein Komma zuviel ist. Jedes Mal denke ich, das kann man so nicht lassen. Sollen die Leute denken,
wir können nicht schreiben? Das ist wie ein schwarzer Fleck, der da nicht hingehört.
Doch vielleicht ist es auch eine Übung: Vielleicht gehört es - bei aller Tröstung - dazu, die schwarzen Flecken, die Störungen, das, was jemand denken könnte, anzunehmen und im besten Fall sich damit zu versöhnen. So ist es eben. Was soll auch an einem makellosen Beitrag schön sein? Schönen Mittwoch noch...
Mulher Rendeira – die Klöpplerin – so ist dieses Stück aus der südamerikanischen Folklore überschrieben. Unser Celloduett (Nikola Weber und Tobias Gfell), aufgenommen im Rahmen eines Gottesdienstes in Liebfrauen, Pforzheim, ist ein Impuls für „Schönes am Mittwoch“, weil man die Beschreibung des Klöppelns auch als Sinnbild für das Leben sehen kann.
Denn – wie im Leben – gelingt das Kunstwerk durch einen Prozess des Verdrehens und Verkreuzens, des Verknüpfens und Verschlingens von Fäden in einem sehr komplexen System. Nur wenige durchschauen das. Es bleibt die Bewunderung…
Du selbst hast mein Innerstes geschaffen, hast mich gewoben im Schoß meiner Mutter. Ich danke dir, dass ich so staunenswert und wunderbar gestaltet
bin.
Als ich noch gestaltlos war, sahen mich bereits deine Augen. Psalm 139, 13.16
A B S T A N D
Wenn für alle gilt: mindestens 1,5 Meter Abstand zu halten, was heißt das in der Musik? Wenn die Töne zu nah beieinander liegen - sollte dann in Coronazeiten nicht auch ein Abstand gelten?
"1,5 Meter entspricht einer großen Terz."
Wie dann "Für Elise" von L.v. Beethoven klingt, zeigt Arno Lücker.
Wenn Musik sich durch Abstände so verändert, wie wird uns der Abstand verändern? Vielleicht werden wir interessanter und uns gefällt, was neu erklingt? Vielleicht wird die Sehnsucht nach dem ursprünglichen Abstand nur größer und wir schätzen mehr, was wir kannten?
Abstand definiert Beziehungen. Nicht selten hat ein größerer Abstand einer Beziehung gut getan, aus der Distanz konnte eine neue Nähe wachsen. Nicht selten wurde aber auch der Abstand in einer
Beziehung fast unmerklich, schleichend immer größer, so dass man sich verlor.
Immanuel Kant wird der Satz zugeschrieben: "Blindheit trennt von den Dingen, Taubheit von den Menschen." In erster Linie, so scheint mir, sagt dieser Satz nicht etwas über körperliche Einschränkungen
und deren Folgen, sondern über das wahre Wesen des Sehens und des Hörens. Man kann wahrscheinlich körperlich taub sein und dennoch gut verstehen, man kann wahrscheinlich körperlich blind sein und
dennoch einen wirklichen Bezug zu den Dingen haben.
Was sagen 1,5 Meter über Nähe? Eine neue Anordnung im Raum, da wird manches schräg. Man kann andere, man kann sich selbst, man kann Gott dabei finden und verlieren.
(Bild von StockSnap auf pixabay)
Zum Hintergrund: https://audiothek.ardmediathek.de/items/75592366
Pieter Bruegel il Giovane 1564-1638, Anbetung der Könige
Es kann schon sein, dass hier jeder macht, was er so macht. Was ihm, was ihr wichtig ist: hält das Eis, ist es warm, gibts was zu essen, etc.
Erst auf den 2. Blick entdeckt man in diesem Winterbild eines flämischen Dorfes, dass es um die Anbetung der drei Könige/Sterndeuter geht.
Dass Gott Mensch wird, dass diese Nähe Gottes Heil bedeutet, dass sich wirklich etwas ändert im mühseligen Alltag - das scheint egal zu sein. Verrückte Welt.
Aber, dass die Anwesenheit Gottes Vertrauen und Glück bedeuten kann, das hat Brueghel auch gemalt. Man muss gar nicht "anbeten gehen", wenn man doch schon im Spiel geborgen ist in der Nähe Gottes...
Was Schönes am Mittwoch: Etwas unerwartet ab 0:35min...
Franziskus sagt: "Das größte Laster ist die Verzagtheit"
Normalerweise machen wir jedes Jahr im Schloss Gochsheim Musik. Dieses Jahr geht das nicht, daher haben sich die vielen Musikerinnen und Musiker des Sinfonieorchesters der Dualen Hochschule Karlsruhe und des Meisterchores proVocal Münzesheim etwas einfallen lassen und inspiriert vom diesjährigen Thema des Konzertes "Freude" eine Menge Freude entwickelt.
Alle Beiträge sehen Sie auf dem youtube-Kanal von Matthias Böhringer.
Viel Freude!
Achtung Satire! - Ein Beitrag in der Taz vom Oktober 1992. Irgendwie zeitlos...
Was so albern daherkommt... Schön ist der Inhalt nicht, aber er gibt ganz schön zu denken, was Repression, Verbot, Unterdrückung auslösen und wie Künstler darauf reagieren. Es lohnt sich, mal zu gucken, wer Daniil Charms war...
Für „Schönes am Mittwoch“ fliegen mir Motive zu und hastdunichgesehn spielt man was, das irgendwie an einen bestimmten Film erinnert. So entstand „Yoda a cello he meets“
Und was sagt der „Meister“ selbst dazu in seiner Weisheit vor aller Zeit?
„Viel zu lernen du noch hast“
Und wer hätte gedacht, dass er auch schon etwas zu Corona zu sagen hatte? „Vorsicht du walten lassen musst, wenn in die Zukunft du blickst, Anakin. Die Furcht vor Verlust ein Pfad zur dunklen Seite
ist.“
Was nur er meint?
Der Gesang der Vögel heißt ein altes katalanisches Volks- und Weihnachtslied. Mehr als dreißig kleine und große Vogelarten feiern darin die Geburt Christi. Der berühmte Cellist Pablo Casals beendete seit 1939 alle seine Exilkonzerte, z.B. auch 1961 im Weißen Haus vor John F. Kennedy, mit diesem Lied. So wurde es zur heimlichen katalanischen Nationalhymne, ein Lied, das die Sorge und das Heimweh der spanischen Flüchtlinge besingt, ein Lied der Hoffnung und des Friedens.
Pablo Casals spielt das Lied natürlich viel, viel , viel schöner als ich, zB. hier.